Der Hr. Supatüp sagt, ich soll mal Story über die verdaddelte Olympiabewerbung machen. Meine 10 Leser sind mir wichtig, also: Anfangs waren wir ja schon skeptisch, aber die Begeisterung der Leute für diese Schnapsidee, in einer 500 000 Mann-Stadt Olympische Spiele durchzuführen, war doch mitreißend. Allerdings fürchtete wohl jeder, der sich an die Berlin-Bewerbung erinnern konnte, vor dem Zerreiben und Verpfuschen der Idee. Andererseits, immerhin hatte Leipzig doch einiges auf die Reihe be.com, die Leute hier die Wende losgetreten, den Boom gut mitgenommen, einige fähige Macher abbe.com, sogar aus den Peanuts des Hr. Dr. Schneider eine renovierte City rausgeholt. Die Bewerbung selbst hat sich schon gerechnet für Leipzig, einige Bauvorhaben, die schon bis zum Sanktnimmerleinstag gestreckt worden waren, werden nun doch fertig. Das sich nun alles so negativ entwickelt, hätte man voraussehen können. Es gibt in Ostdeutschland wohl kaum einen, der völlig systemfern war und trotzdem Ausbildung und Erfahrung akkumulieren konnte, die heute noch anwendbar ist. Dieser Standortnachteil personalisierte die "Welt" in Thärichen, der seinen Wehrdienst im Wachregiment Feliks D. antrat und einen Kaderplan in der Akte hatte (Ziel hauptamtlicher Parteisekretär), er wurde dies dank Wende nicht, sondern Sportmanager. Immerhin, wir verdanken der "Welt" damit den Nachweis, daß nicht nur das, was man in der DDR war, zum Karrierehindernis werden kann, sondern auch, was aus einem hätte werden sollen. Der nächste, der sogenannte Ideengeber ("Olympia nach Leipzig" war eigentlich die Idee von einem Erich Honecker, kennt aber keine Sau) Köhler, ehemaliger Bürgermeister von Riesa, war in Durchstechereien und Vetternwirtschaft verwickelt. Hier geht die Sch.. weiter, da hier im Osten die meisten immer noch versuchen, Kapitalismus zu spielen, mußte das ja kommen. Dabei muß doch eigentlich jedem klar sein, daß diese Geschichten so dumm und billig sind, jeder Beteiligte würde später auf jeden Fall saniert sein, auch ohne illegale Touren, aber jeder denkt, das würde doch zum Spiel "Kapitalismus" gehören, außerdem knüpft es an die Gewohnheiten der Beschaffungsgemeinschaft DDR an. Der dritte mittlerweile, Jung, 91 zugewandert aus dem Westen, ging, weil er es zuließ, daß sich eine Marketingfirma für eingeworbene Sponsorengelder von einer Million 15% Provision berechnete, obwohl die Hälfte von der Stadt kam und diese nicht eingeworben werden mußte. Sein Rücktritt ist noch der ehrenwerteste, aber wohl auch der schmerzhafteste für die Tiefensee-Mannschaft. Wenn ich so mit Leuten aus Leipzig spreche, wird mehreres deutlich: man hat die Verlockung des Geldes unterschätzt, den Bedarf an Professionalität (wie bekommen ohne Geld, danke, Hr. Michael Groß, Ihre Gehaltsforderungen waren nur dumm, zum Glück), die Häme andernorts in Deutschland und die Bereitschaft, gemeinsam die Herausforderung zu schultern, überschätzt. Der Einstieg war von Engagement getragen, der Umstieg zum professionellen Management ging in die Hose, obwohl allen das Berliner Fiasko noch vor Augen stand, das NOK und die Verbände hätten es wissen müssen und ihre besten Leute schicken müssen. Lustig ist natürlich, daß das IOC sagt, sie registrieren alles genau, und hätten nun Angst um die ordentliche Verwendung des Geldes, immerhin würden sie eine Milliarde an den Ausrichter überweisen. Die haben das Wort Korruption doch erfunden, denkt man. Ma gucken, was noch geht, ansonsten könn ja die Hamburger sagen, sie hättens immer gewußt (da gibts ja dann keine Korruption und Amateure). Egal, danke, nationale Anstrengung!