Der Sturm im Wasserglas, sprich die Debatte im kleinen Kreis der Weblogger, über das Verhältnis von Weblog und Journalismus wird durch den Beitrag von Peter Praschl kurz und knapp zu einer Grundsatz-Auseinandersetzung. Dabei verkürzt sich jedoch die Diskussion auf die Gegenwart, was ja erst mal in Ordnung ist. Jeder hat erst mal was, das er sich hinter den Spiegel stecken kann (wenn er will). Interessanter ist aber vielleicht wirklich die Frage nach der Zukunft. Bleiben die Journalisten und die Medien (ist ja nicht unbedingt dasselbe) unbeeinflußt? Was für Auswirkungen hat das Sender-Empfänger-Verhältnis n:m auf die traditionellen Medien? Oder ist die Zersplitterung kontraproduktiv und führt wirklich nur zu etwas mehr weißem Rauschen (Ronsens bei Henso)? Träumen da einige Analysten des Weblog-Booms(?) wieder von der Demokratie des Netzes und die Ausweitung dieser Freiräume auf das "reale Leben" (tm)? Interessant auch der Wert als Quelle und die Schwierigkeiten bei der Quellenkritik für die Historiker ("Oral history", Niethammer). Weblogs haben sich schon längst etabliert und werden sich in das Spektrum der Informationsquellen einordnen. Die Medienkompetenz der Menschen wird entscheiden, wie stark ihr Einfluß ist. Die Jounalisten und Medien haben mit ihrer Berichterstattung darüber schon erkannt, daß es sie tangieren wird. Die Frage ist eigentlich eher, werden sich die Weblogs mit der Zeit mehr journalistische Arbeitstechniken aneignen?

Nochmal zum Fundamentalismus-Potential in Deutschland: Jeder denkt natürlich an den islamischen F. Aber gibt es auch ein Potential für christlichen F. oder meinetwegen deutschen F?

Vorgestern im WDR sagte ein Polizist aus einem türkisch dominierten Viertel in Duisburg auf die Frage, ob der Kulturkampf hier verloren wäre: "Er hat gar nicht stattgefunden, es ist kampflos aufgegeben worden." Wobei er immer für die Integration gekämpft hat, also wahrlich kein Kulturkämpfer war. Schon diese Unsicherheit zeigt allerdings, daß gar nicht klar ist, was das sein soll: "Kulturkampf" Der Schuldirektor versuchte jedenfalls mit enormen persönlichen Aufwand, die Vertreter der verschiedenen (heftigst konkurrierenden) türkisch-moslemischen Organisationen zum Besuch der Schulweihnachtsfeier zu bewegen. Der Vertreter der (noch legalen) fundamentalistischsten Organisation kam "sogar" noch, wenn auch zu spät, und entschuldigte sich (im perfekten Deutsch), es täte ihm leid, aber er wäre ja noch rechtzeitig zur Geburt Christi erschienen. ("Lustig", kleine Türkenmädchen mit Kopftuch spielten beim Krippenspiel mit)

Bei einem Besuch bei Prof. Bade aus Osnabrück erklärte 1990 er uns, einer Gruppe ostdeutscher Studenten, daß in der BRD Integration häufig mit Assimilation verwechselt wird.

Wenn man bei Irenes Notizen die Referrer anschaut, kriegt man erst mal mit, was für Wellen die Kampagne dieser Missionare schlagen muß. Unendlich viele kommen über Google. Also hat die Buch-Verschenker-Truppe zumindest, was den "Recall-Effekt" angeht, getroffen. Ich vermute, auch wenn diese Art Werbung wohl entfernt werden wird, da sie gegen Gesetze in Deutschland verstößt, daß dies nur der Anfang war. Geld scheint genug da zu sein, und auch Interesse nicht zu knapp. Interessant auch unter dem Blickwinkel, welches Potential Fundamentalismus in Deutschland hat.