Sie mußten raus, obwohl doch der November der Monat ist, in dem man mit gutem Gewissen faul auf dem Sofa rumliegen darf, lesend und Tee trinkend. Das Wetter natürlich so, wie sich das im November gehört. Sie werden von Ihrer Liebsten in ihrer Heimatstadt in das einzige akzeptable Cafe geschlepptgerettet. In einer Welt, die zwar schweinenaß, aber hypermodern ist, beschwört eine Familie die Traditionen, verweigert sich den Fortschritten der modernen Lebensmittelchemie und beharrt auf Freiberger Eierschecke! Die Familiengeschichte läßt anklingen, das nicht jeder unbedingt Konditor werden wollte, aber man stolz drauf ist. Und man ist seit 1974 Nichtraucher-Café! Seit 1926 hat man sich als Wiener Café eingerichtet und, oh Wunder, offensichtlich konnte man sogar Verstaatlichungsmaßnahmen entgehen. Nebenbei hat man wohl auch die Computerviren erfunden, ob vor oder nach der Wende, war nicht zu ermitteln. Jedenfalls kann man da gut stranden in dieser bösen, grauen Welt, man hat es warm und gemütlich, es gibt süßes, aber auch herzhaftes, wie ich etwa Omlett mit frischen Pfifferlingen, es gibt alte Omas mit Hut und im Ladengeschäft könn Sie Freiberger Eierschecke bunkern für zu Hause. (Cafe Hartmann", Konditorei, Peterstraße 1a, 09599 Freiberg, 03731 / 2 28 07)