nix zu tun?  
 

Schießbefehl

aus meiner bescheidenen Erfahrung bei den Grenztruppen (Ausbildungsregiment und einige Einsätze bei der sogenannten Hinterland-Sicherung) Es gab den Tagesbefehl (ähnlich wie bei der Vergatterung zum normalen Wachdienst). Darin kam meiner Erinnerung nach die Stelle vor "Grenzverletzer sind festzunehmen oder. zu vernichten". Dabei wurde auf die Schußwaffenanwendungsordnung verwiesen (genau wie bei der Wache) "Anrufen, Warnschuß, gezielter Schuß um den Grenzverletzer zu stoppen" (Beine und solche Kunststücke) Drei Verbote "nicht auf Schwangere, Kinder und in Richtung Westen". Insofern sind die aufgefundenen Anweisungen an die Stasi-Einheiten, die in die regulären Grenztruppen-Einsätze reingemischt wurden, etwas besonders, weil sie genau diese Verbote aufheben. Das war mir vorher nicht bekannt. Insofern ist es auch egal, ob es etwas schriftliches von oben gab (außer der Schußwaffenanwendungsbestimmung, die angeblich beim BGS abgeschrieben worden war). Jede Menge ehemalige Grenzer wissen, dass sie den Befehl vor jedem Aufzug bekamen (wie gesagt "Grenzverletzer festnehmen oder vernichten"). Und deshalb ist es auch Quatsch, wenn Lothar Bisky über so etwas mit dem Argument kommt, es gäbe nix Schriftliches und man hätte nicht schießen müssen. Es gab zunächst den Befehl, und zwar strafbewehrt. Was im einzelnen dann von dem Grenzer getan wurde, ist einerseits seine persönliche Schuld bzw. Unschuld, andererseits aber auch Schuld des Systems und seiner Führung, auch ohne Papier.

In den Gesprächen, die wir Ausbilder mit den Wehrpflichtigen gleich zu Anfang führen mußten, wurde explizit nach der Bereitschaft zur Anwendung der Schußwaffe gefragt. "Negative" Antworten führten im allgemeinen dazu, dass die Leute nicht an die Grenze kamen (worüber jeder nur froh sein konnte), was die Konsequenzen für den weiteren Lebensweg nach der Armeezeit angeht, kann ich nichts sagen. Da aber die meisten Arbeiter, oft mit Familie, waren, glaube ich nicht, dass man ihnen zu Hause viel Schwierigkeiten gemacht hat (Womit sollte man sie belasten? Mit Arbeit?). Abiturienten waren wenige da, denen man den Studienwunsch hätte versauen können, es haben auch kaum welche die Frage abschlägig beschieden.

Wahrscheinlich haben alle gebetet, nie in die Situation zu kommen, es wirklich entscheiden zu müssen.

  

danke für den ehrlichen bericht. ungeheuerlich.


  
am  27.08.2007, 19:44,  sagte flohbude 

Ich frage mich immer bei diesen Gedanken, ob man nicht wenigstens in Richtung der Grenzverletzer, dabei aber deutlich vorbei oder darüber hinweg hätte schießen können.

So wäre man aus der Sache doch wohl rausgekommen? Man hätte geschossen und nicht getroffen - kann ja passieren. Oder sehe ich das zu blauäugig?


 
am  27.08.2007, 21:18,  entgegnete seewolf 

also

erstmal ging es von der Ausbildung und den vorbereiteten taktischen Einsatzplänen her darum, nicht schießen zu müssen und die "Grenzverletzer" festzunehmen. Zu besonderen Lagen wie Feiertagen war die Schußwaffe sogar nur zur Selbstverteidigung zugelassen. Hauptmotiv ist klar, das internationale Ansehen. Die meisten Versuche wurden wohl im Vorfeld abgefangen, bevor überhaupt einer über den Zaun klettern konnte, waren schon 8 oder 9 vorher geschnappt worden. Ob man im Ernstfall geschossen hätte? Man sollte sich da nix vormachen, viele nahmen den Stress und die Schichtdienste (rollende Woche) dem Grenzverletzer persönlich übel. Die Deutschen sind da sehr ordentlich und eher nicht für Heldentum bekannt. Aber das ist schon viel Spekulation.


  
am  27.08.2007, 21:36,  sagte micro_robert 

Die militärische Formatierung lässt dem individuellen Gewissen nur noch wenig Spielraum, glaube ich.


 
am  27.08.2007, 21:59,  entgegnete flohbude 

Dieses Blog beweist das Gegenteil. Und ich bin trotz allem mehr als froh, niemals in die Verlegenheit des Schusswaffengebrauchs im Ernstfall gekommen zu sein. Gnade durch Jahrgang '74.


 
am  27.08.2007, 22:03,  entgegnete seewolf 

ach .com Sie

ich bin immer noch Anhänger der (zitterwolf-)Zensur


 
am  27.08.2007, 23:02,  entgegnete cursor 

ach

soldaten sind zum sterben da

und hier die, die nicht sterben, die hatten ihren spazz, tss


 
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ich denk noch öfter an euch, wenn ich in der Gegend bin. sollten uns mal wieder treffen.
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by ute (21.02.2022, 12:15)
Gute Besserung, Gutes 2020 und Happy Klassenkampf (ich verfolge das Thema nicht und außerdem war es bestimmt dunkel)!
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by klagefall (03.01.2020, 19:30)
Man will ja ständig Gartenbaufirmen zu Herrn Seewolf schicken, wenn das in der Folge jedes mal einen Blogpost bedeutet.
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by libralop (20.08.2018, 14:02)
Fraglich, ob das vor 7 Uhr schon erlaubt ist.
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by bubo (01.08.2018, 12:05)
Der Herr Seewolf ist zumindest auf Twitter noch regelmäßig aktiv: twitter.com
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by libralop (02.05.2018, 10:18)
herr seewolf, leben sie noch? meine email ist dieselbe, ihre koennte evtl wg mailclienttausch verloren sein
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by mutant (19.04.2018, 23:57)
Heute am wannsee, gegenüber der pfaueninsel gelegen, tochter aus dem augenwinkel im blick gehabt, die sich einfach mit berliner mädels...
Heute am wannsee, gegenüber der pfaueninsel gelegen, tochter aus dem augenwinkel im blick gehabt, die sich einfach mit berliner mädels angefreundet hatte und um die wette schwamm. Gleichzeitig die Szene bei der Musterung gelesen, laut gelacht, paar nackt badende guckten irritiert. Ganz wunderbare Geschichte. Ich muss jerzt langsamer lesen, damit sie...
by mariong (22.08.2015, 00:27)
Obacht
da kann es ja passieren, dass Sie dem Autor über den Weg laufen!
by seewolf (15.08.2015, 20:04)
Seit heute liegt das buch bei mir auf dem tisch, und ich bin schon ganz verliebt in die aufmachung, das...
Seit heute liegt das buch bei mir auf dem tisch, und ich bin schon ganz verliebt in die aufmachung, das papier, und manchmal streiche ich über den umschlag und schlage wahllos eine seite auf und spicke. Ansonsten ist das wie warten auf das christkind: Das wird meine Urlaubslektüre schon bald...
by mariong (11.08.2015, 23:05)
Ich verstehe nicht,
ob das Wikipedia-Zitat meiner These widersprechen soll, dass Intelligenz AUCH vererbt wird. Ich zitiere mal aus der Brockhaus Enzyklopädie. Auf kulturelle und soziale Faktoren wurde auch zurückgeführt, dass in Intelligenztests Asiaten besser als Europäer und diese besser als Afrikaner abschneiden. W.A. Jensen und H.J. Eysenek fanden, dass in den USA diese...
by phaeake (21.11.2013, 04:57)

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