Nachdenken über Citizenfour Durch den glücklichen Umstand, dass Leipzig die Dok-Filmwoche beheimatet, konnte ich den Snowden-Film "Citizenfour" gestern schon sehen. Er wird ab Donnerstag, den 06.11.2014 in zunächst 40 Kinos in Deutschland gezeigt, irgendwann dann auch mal im NDR, sicherlich zu nachtschlafender Zeit. Er ist sehenswert, vor allem, weil wir einen Menschen kennenlernen dürfen, der am Wendepunkt seines Lebens, ja auch in Lebensgefahr, seinen Weg höflich, freundlich aber bestimmt geht, der nicht nur für seine Überzeugungen, sondern für die Bürgerrechte aller seine Existenz aufgibt und sich mit einem Apparat anlegt, den er sehr genau kennt. Im Film werden zunächst die Vertreter des Lauschsystems bei ihren Lügen gegenüber dem Kongreß zitiert und festgenagelt, bevor Snowden den Journalisten das Ausmaß und die Vollständigkeit der Überwachung so deutlich macht, dass paranoides Verhalten wie das Eingeben eines Passwort unter einer Decke keinen mehr verwundert (einschließlich der Zuschauer). Der Film schafft es, zum einen die schon ikonisierte Person Edward Snowden menschlich zu zeigen, ohne das Bewundernswürdige zu relativieren, andererseits tatsächlich noch viele Aspekte der Überwachungsproblematik zu präzisieren, etwa wenn ein Anwalt für Bürgerrechte erklärt, dass früher Freiheit für das stand, was heute als Handelsware "Privatsphäre" (Schutz gegen Privatheit) bezeichnet wird, also uns nicht nur einfach Privatheit genommen wird, sondern Freiheit. Denn wir richten uns schon im Digitalen ein, welche Suchen kann ich noch bei Google machen, kann ich mich noch im Netz schlau machen, ob man wirklich Bombenbauanleitungen im Netz findet oder wie eine AK-47 auf Dauerfeuer eingestellt wird (ein Diskussionsthema unter alten Kollegen in der Fabrik). Und da denke ich nun weiter, was passiert eigentlich, wenn die um unsere Sicherheit Besorgten nun digital etwa nicht mehr weiter machen könnten wie bisher. Große Internet-Konzerne, deren Geschäftsideen wie etwa die Cloud in Gefahr sehen, denken ernsthaft an End-to-End-Verschlüsselung nach, Facebook öffnet sich dem TOR-Netzwerk, womöglich werden gar Regierungen anderer Länder nervös und verweigern sich dem Zugriff, Brasilien etwa sorgt für Umleitung der Datenströme, damit die NSA es nicht besonders leicht hat, Nachrichten abzugreifen. Wenn also SigInt, das Besorgen von Informationen über technische Mittel zukünftig schlechter funktionieren sollte, wird dann HumInt, das Herbeischaffen von Informationen durch Menschen, durch Informanten, wieder modern? Sie glauben das nicht? Warum? Weil es Hemmschwellen gibt, elektronisch merkt ja keiner, es ist leichter, unpersönlicher, nicht so aufwändig? Weil es demokratische Hemmnisse gibt? Sehen Sie die Schwäche dieser Einwände angesichts der bisherigen Entwicklung? Das System, dass Snowden aufgedeckt hat, ist komplett, da geht es jetzt nur noch um die Auswertungsmöglichkeiten, Big Data, Künstliche Intelligenz, alle Möglichkeiten, die jetzt der Wirtschaft angeboten werden, wofür wurden sie entwickelt? Natürlich, die Presse berichtet über die Enthüllungen, das Kino zeigt den Film, man kann sagen, es ist ja alles zu bewältigen, die Richtung kann korrigiert werden. Wer das glaubt und aber auch betreibt, sehr gut. Doch was viele gar nicht sehen oder nicht wahrhaben wollen, wir sehen hier den Aufbau einer kompletten Überwachungs- und potentiell Unterdrückungsstruktur, die eine Diktatur nur noch übernehmen muss. Graduelle Veränderungen eines Staatswesen geschehen täglich, uns fallen dabei sicherlich nicht nur die Türkei oder Ungarn ein. Wer will, kann sich an die Diskussion über Rechts- und Unrechtsstaat erinnern. Der Rechtsstaat muss jeden Tag verteidigt werden, dummerweise immer häufiger gegen den Staat selbst. (Btw: Hr. Gauck zweifelt an, ob die Linke sich nach 25 Jahren schon weit genug von der SED entfernt hat, dass sie in Thüringen heute einen Ministerpräsident stellen kann. Vielleicht schaut er sich den Film einmal an, zur Korrektur seiner Schwerpunkte, der NSA-Untersuchungsausschuß jedenfalls ist zur Premiere in Berlin eingeladen worden) Im dem Film folgenden Gespräch mit Produzent Dirk Wilutzki und Cutterin Mathilde Bonnefoy erwähnte der Produzent die Hoffnung, der NSA-Untersuchungsausschuß möge den Mut finden und Snowden vorladen. Vizekanzler Gabriel zweifelt an, dass Deutschland Snowden schützen könne. Mal abgesehen, dass Gabriel ihn wahrscheinlich sogar für ein paar Silberlinge verkaufen würde, inwiefern ist das wirklich so? Wenn ihn die Bundesregierung als Unberührbaren für die USA deklarieren würde, neben einem echten Schutzvorhang durch entsprechende Dienste, was sagt das über uns aus? Wer sind wir für die USA, was sind die USA dann? Muss ein Staat mittlerweile wirklich Atombomben haben, um nicht herumgeschubst zu werden? Zum Ausgangspunkt zurück, lassen Sie sich von Edward Snowden beeindrucken. |
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ich denk noch öfter an euch, wenn ich in der Gegend bin. sollten uns mal wieder treffen.
ich denk noch öfter an euch, wenn ich in der Gegend bin. sollten uns mal wieder treffen. by ute (21.02.2022, 12:15) Gute Besserung, Gutes 2020 und Happy Klassenkampf (ich verfolge das Thema nicht und außerdem war es bestimmt dunkel)!
Gute Besserung, Gutes 2020 und Happy Klassenkampf (ich verfolge das Thema nicht und außerdem war es bestimmt dunkel)! by klagefall (03.01.2020, 19:30) Man will ja ständig Gartenbaufirmen zu Herrn Seewolf schicken, wenn das in der Folge jedes mal einen Blogpost bedeutet.
Man will ja ständig Gartenbaufirmen zu Herrn Seewolf schicken, wenn das in der Folge jedes mal einen Blogpost bedeutet. by libralop (20.08.2018, 14:02) Fraglich, ob das vor 7 Uhr schon erlaubt ist.
Fraglich, ob das vor 7 Uhr schon erlaubt ist. by bubo (01.08.2018, 12:05) Der Herr Seewolf ist zumindest auf Twitter noch regelmäßig aktiv: twitter.com
Der Herr Seewolf ist zumindest auf Twitter noch regelmäßig aktiv: twitter.com by libralop (02.05.2018, 10:18) herr seewolf, leben sie noch? meine email ist dieselbe, ihre koennte evtl wg mailclienttausch verloren sein
herr seewolf, leben sie noch? meine email ist dieselbe, ihre koennte evtl wg mailclienttausch verloren sein by mutant (19.04.2018, 23:57) Heute am wannsee, gegenüber der pfaueninsel gelegen, tochter aus dem augenwinkel im blick gehabt, die sich einfach mit berliner mädels...
Heute am wannsee, gegenüber der pfaueninsel gelegen, tochter aus dem augenwinkel im blick gehabt, die sich einfach mit berliner mädels angefreundet hatte und um die wette schwamm. Gleichzeitig die Szene bei der Musterung gelesen, laut gelacht, paar nackt badende guckten irritiert. Ganz wunderbare Geschichte. Ich muss jerzt langsamer lesen, damit sie... by mariong (22.08.2015, 00:27) Obacht
da kann es ja passieren, dass Sie dem Autor über den Weg laufen! by seewolf (15.08.2015, 20:04) Seit heute liegt das buch bei mir auf dem tisch, und ich bin schon ganz verliebt in die aufmachung, das...
Seit heute liegt das buch bei mir auf dem tisch, und ich bin schon ganz verliebt in die aufmachung, das papier, und manchmal streiche ich über den umschlag und schlage wahllos eine seite auf und spicke. Ansonsten ist das wie warten auf das christkind: Das wird meine Urlaubslektüre schon bald... by mariong (11.08.2015, 23:05) Ich verstehe nicht,
ob das Wikipedia-Zitat meiner These widersprechen soll, dass Intelligenz AUCH vererbt wird. Ich zitiere mal aus der Brockhaus Enzyklopädie. Auf kulturelle und soziale Faktoren wurde auch zurückgeführt, dass in Intelligenztests Asiaten besser als Europäer und diese besser als Afrikaner abschneiden. W.A. Jensen und H.J. Eysenek fanden, dass in den USA diese... by phaeake (21.11.2013, 04:57)
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