Henryk M. Broder (der Mann, der "wir" sagen kann, und jeder weiß, er ist nicht gemeint) hats "uns" wieder mal gegeben. Über die Neigung der Deutschen zur Selbstverachtung und das Verlangen, auch nach dem 11. September die Unschuld zu behalten. Mein Vater nannte das immer: "einen Pappkameraden aufbauen und dann umhauen". Broder hat recht, es gibt jede Menge versteckten und sogar offenen Anti-Amerikanismus. Es gibt sogar Gründe dafür, die er zumindest versteht, natürlich nicht akzeptieren muß. Aber damit ist für ihn alles erklärt, alles anti-amerikanisch, an anderer Stelle anti-zionistisch (für ihn natürlich demzufolge anti-jüdisch). Kritik unter Freunden, gesunder Menschenverstand, eigene Erfahrungen, gilt alles nicht. Eigene (Achtung: böses Wort)nationale Interessen kommen nicht vor, kann es wohl auch nicht geben (Haben wir wahrscheinlich aus genau denselben historischen Gründen, die er den Deutschen in ihrer Verweigerungshaltung unterstellt, verwirkt). Es ist so schön einfach, hier schwarz, da weiß. USA angegriffen, Recht auf Selbstverteidigung (an jedem Platz dieser Erde), BRD Freund und Partner, mitmachen. Wenn nicht, Antiamerikanismus. Wieso erscheint mir das als eine Denkweise, die "wir" gerade ununterbrochen geisseln: Böse Fundamentalisten. Bis jetzt sah ich sehr wohl das prinzipielle Recht auf Selbstverteidigung, allerdings eben auf einem unendlich steinigeren Weg des polizeilichen und meinetwegen geheimdienstlichen Vorgehens, gekoppelt mit dem politischen Willen, eine gerechtere Welt zu schaffen. Sollte jetzt tatsächlich doch schon ein Krieg der Kulturen, ein Kreuzzug stattfinden, und wir machen uns nur alle etwas vor (die Grünen merken es vielleicht gerade)? Die subjektive Wahrnehmung der Situation (dazu gehören auch die Medien) ist ja der Schlüssel zum Verständnis der Motivation der Handelndenden (Kampfmoral D IIWK, Vietkong, Afghanen)