Kino Nach sonntäglicher Sternenklopperei gestern ein Film mit Sinn: Elling. Endlich mal ein Film über Behinderte, der diese nicht als die eigentlich "besseren" Menschen darstellt, sondern als - ja was wohl - Menschen. Man darf über sie lachen, ohne auf "political correctness" geprüft zu werden, weil sie nicht lächerlich gemacht werden. Man darf sich mit ihnen über ihre Erfolge freuen, ohne ihre Handicaps zu vergessen. Man ist auf unaufdringliche Art neuerdings interessiert an Integrationskonzepten für Behinderte. Natürlich wird auch die Frage nach der Definition von Behinderung aktuell. Btw.: Gestern Nachmittag, also noch vor dem Film, begegneten wir auf einer Radtour an einem Imbiss einer Gruppe von geistig Behinderten, die ebenfalls einen Ausflug unternahmen. Und, es mag platt klingen, die Großfamilie neben uns benahm sich bei ihrem Alkohol- und Eiskonsum so daneben, daß die eigentlich Behinderten vor allem durch ihre Freundlichkeit und Disziplin auffielen. Die Grenzen sind nicht nur fließend. Freunde erzählten von einem extremen Fall eines Angriffes von Jugendlichen auf einen Behinderten. Zunächst gibt es keine Entschuldigung, die Erklärungen ja immer zugleich liefern, für den Angriff auf einen Wehrlosen. Das gehört in die simpelste Erziehung wie Hosehochziehen und "Bitte-Danke". Doch wie sollen die Jugendlichen lernen, mit Behinderten zu leben, wenn man die Begegnung verhindert und zugleich deutlich klarmacht, was die Gesellschaft von ihnen erwartet? Aber erwartet die Gesellschaft überhaupt noch etwas von ihnen? am 21.05.2002, 14:05, sagte amizman
ja, es gibt moralische werte, aber in der realität erwartet die gesellschaft doch, makellos und angepaßt zu sein. am 21.05.2002, 15:13, entgegnete amizman
und wat is behindert, wat unbehindert, wo ist die grenze? ich hatte mal paar jahre behindertenausweis auf 50%... am 21.05.2002, 14:52, sagte ute
Yep. "Doch wie sollen die Jugendlichen lernen, mit Behinderten zu leben, wenn man die Begegnung verhindert " Yep - da ist viel dran. Ich hab mal in Kanada in einer Familie mit einem behinderten Kind gelebt. Das war teils ganz schön bitter, wenn man abbekommen hat, wie die Mitmenschen mit Behinderten umgehen. Wobei insgesamt dort Behinderte viel mehr ins Leben Nicht-Behinderter integriert werden. Kindergarten, Schule, z. B. am 21.05.2002, 15:49, sagte mutant
das ist ein schwieriges thema.. ich glaube, so lange, wie die leute einfach weggesperrt werden, in heime und sonderschulen und werkstaetten, da ist jeder versuch, einen kontakt "herzustellen" irgendwie nur alibi. als ich klein war, gingen wir immer schwimmen und einen tag die woche waren auch einige leute aus dem martinshof(wohnheim und werkstaette) dort. wir lernten ein maedchen mit down-syndrom kennen und trafen uns dann sehr oft mit ihr(sie fand meinen hund toll) und besuchten sie dort, nahmen sie zu ausfluegen mit. mir war das teilweise etwas peinlich (jungen menschen sind ja gerne dinge peinlich) aber so retrospektiv betrachtet hat es mich einiges gelehrt ueber menschen im allgemeinen und den umgang mit "behinderten" im besonderen... aber wie gesagt, sowas laesst sich nicht arrangieren und von daher waere das mindeste, "behinderte" nicht in sonderschulen abzuschieben, sondern in die regelschule/kindergarten zu integrieren, damit diese form der andersartigkeit nicht vor den kindern geheimgehalten wird, sondern sie zeitig lernen, mit der verschiedenartigkeit von menschen umzugehn. uebrigens: ein besonders schlechtes/gutes beispiel fuer die verkitschung von behinderung soll ja "ich bin sam" sein... am 21.05.2002, 16:11, entgegnete seewolf
Peinlich + Jugend wohl wahr, unsere Große hatte zunächst auch Probleme, einen Draht zu dem blinden Mädchen bei Nachbarns zu finden, letztens beim Grillen fanden sie sich übers Singen. Ich bin heute noch heilfroh, in der achten Klasse ein Jungen mit Behinderung (contergan) in die Klasse bekommen zu haben. Ohne diese Begegnung wär ich heut bestimmt genauso unsicher und trottelig wie viele andere. Die jüngste Dame geht in einen integrativen Kindergarten (die boomen hier ein bissl, weil es dadurch einen besseren Personalschlüssel gibt, ein Vorteil auch für die nicht-Behinderten) Sie spielt gern mit einem Mädel mit Langdown-Down und hat so kaum Berührungsängste. Solche integrativen Aktionen mit Behinderten, die stark genug sind, zu lernen, mit solchen Verhältnissen zurecht zu kommen, sind der beste Beitrag für ein besseres Zusammenleben. am 21.05.2002, 16:15, entgegnete amizman
vor allem, je früher je besser. kinder kommen meist sowieso besser mit was klar als erwachsene. die unsicherheit wird denen ja erst anerzogen... am 22.05.2002, 09:42, entgegnete ute
Nicht zu vergessen, dass z. B. Menschen mit Down-Syndrom unwahrscheinlich viel durch Abgucken lernen. Sie sind sehr ruhig und weinen nicht viel als Babys. Gut geeignet, um sie wegzusperren. Was auch passiert/e. Je mehr man sie integriert, desto mehr lernen sie. Anekdote am Rande: Sagte ein kleines Mädchen mit Down-Syndrom ganz frei über meinen kleinen kanadischen Gastbruder mit Down-Syndrom: "Geee - he's got odd eyes!" Keiner der Erwachsenen und Teenager (also ich) sagte ihr natürlich, dass ihre Augen genauso ausschauen. am 22.05.2002, 09:46, entgegnete seewolf
Ja, ne also die Mutter von der kleinen Freundin sagt, alles Quatsch mit lieb und ruhig, kann genauso wild, zickig und jähzornig wie alle jungen Damen. Aber Abgucken stümmt, sehr gut mit praktischer Lebensbewältigung, sehr liebesfähig und liebenswert. am 22.05.2002, 10:04, entgegnete ute
ich meinte als Babys So hab ich sie auch erlebt. Später dann zum Glück ganz anders. am 21.05.2002, 17:03, sagte supatyp
der coolste behinderte war imma noch schwiegervatta (gott habe ihn selich) wegen ein kriech nur ein arm und dann fussball-wm im fernsehn und dann der sprecher "gezz müssen wir beide daumen drücken für die deutsche mannschaft" und er dann "wie soll dat denn gehen?" am 21.05.2002, 17:08, entgegnete seewolf
Man dankt man kurvt hier ja bei solch Thema ümma an so "pc"-Stimmung herum, da hilft so wat. Der Hr. Schmidt is deshalb auch ein Guter. Mal davon ab, die blinde junge Dame hier redet dauernd von "da hab ich im Fernsehn gesehn" und "das sehn wir nich gern" und klar " das seh ich nich ein". am 21.05.2002, 17:14, entgegnete jeanluc
pc stimmung hab ich ja nie. als ich mal dran gebunden war, regte ich mich immer darüber auf. ich ging mit geduld und tolleranz an die sache, aber irgendwann nervte dat. hakelig und bockig, ob dat nun 2000 ist oder sonst was. hingehungerte updates zu einem hinterhofbetriebssystem von 1985, denkt man. aber die welt wolltes so. vernünftig mit arbeiten kann man damit nicht, man arrangiert sich damit. am 21.05.2002, 23:37, sagte tinto
da fällt mir grade wieder ein hab ich heute so bei mir gedacht, dass der Überschriftenmensch von meiner Zeitung wohl auch einen Clown gefrühstückt hat. die Pfeife, hat wohln Schuss nich gehört. am 22.05.2002, 00:12, sagte Irene
Naja... nicht mit Behinderten umgehen zu können und gewalttätig werden, das ist mehr als ein gradueller Unterschied. Mit jemand nicht umgehen können ist noch kein Grund oder keine Erklärung dafür, daß jemand gewalttätig wird. Oder was ist ein "extremer Fall"? Wer alles und jeden kurz und klein schlägt, der ihn verunsichert, hat sicher größere Probleme als nur mangelnde Übung im Umgang mit Behinderten. Und wenn man das nicht zur Kenntnis nimmt, verharmlost man Gewalt tatsächlich als normale Begleiterscheinung (von Jugend? von Männlichkeit?) (Das erinnert mich auch ein wenig an die Theorie, daß Arbeitslosigkeit im Osten die Hauptursache für rechtsradikale Gewalttaten ist. Auch zu simpel.) am 22.05.2002, 09:03, entgegnete seewolf
Hallo, Text gelesen? Für Frau Irene nochmal: "Zunächst gibt es keine Entschuldigung, die Erklärungen ja immer zugleich liefern, für den Angriff auf einen Wehrlosen. Das gehört in die simpelste Erziehung wie Hosehochziehen und "Bitte-Danke". " Hier wird gar nichts verharmlost, und wenn hier jemand den "political correctness"- Wettbewerb gewinnen will, dann bitte keinen Pappkameraden aufbauen zum Umhauen, ja, bitte. Und das Thema Männlichkeit war gar nicht im Spiel, bei der erwähnten Tat waren übrigens 2 Jungs und 2 Mädchen beteiligt. am 22.05.2002, 10:02, entgegnete mutant
frau irenes beispiel trifft aber den punkt, den sie ja auch genannt haben(hose hochziehn etc): sind wir menschen mit irgendwie gearteten moralisch/ethischen werten, oder sind wir das nicht? arbeitslos, schlechte jugend, laber, rhabarber, das ist noch lange kein grund, irgendjemand zu quaelen und totzuschlagen... was die maedchen angeht: scheint derzeit sehr im kommen zu sein, das gewalttaetige maedchen an sich. aber ich verrate ihnen mal was: ich moechte heute kein jugendlicher sein, ob mann oder frau. und schon garnicht im ghetto. da fliessen stroeme, die koennen wir mit unseren kleinen intelektuellen-gehirnen garnicht vorstellen. und da herrschen weltbilder vor, die einen nur noch !aeh, aeh, aber.." stammeln lassen. am 22.05.2002, 10:26, entgegnete seewolf
Was mich beunruhigt Es entsteht offensichtlich eine Art Sumpf unter der Oberfläche, vielleicht noch ein paar Sozialarbeitern bekannt, deren Wissen keine Sau interessiert, in diesem Sumpf sind die krassesten Auswüchse möglich, Werte, Autoritäten usw. sind außer Kraft gesetzt, Knast ist keine Drohung mehr, die Richter glauben an Resozialisierung, die Staatsanwälte sind frustriert, weil sie wie die Polizisten das ganze Ausmaß sehen, aber nix dran ändern können. Die Gesellschaft jault bei größeren Ausbrüchen auf, die Halbwertzeit bis zur Beruhigung und zum Alltagstrott wird immer kürzer (schon mal das Fernsehprogramm nach Erfurt betrachtet, es gibt faktisch keine Pause, keinen Bruch). am 22.05.2002, 10:55, entgegnete Irene
Text gelesen und ich steh zu meinem Kommentar. (Die "Political Correctness" ist übrigens selbst ein Pappkamerad, der gern zum Draufhauen aufgestellt wird, um Kritik niederzubügeln. So auch hier.) am 22.05.2002, 11:00, entgegnete seewolf
Nochmal Nachfrage Heißt das, ich darf mir diese Jacke anziehn: "Und wenn man das nicht zur Kenntnis nimmt, verharmlost man Gewalt tatsächlich als normale Begleiterscheinung (von Jugend? von Männlichkeit?)"? am 22.05.2002, 11:08, entgegnete Irene
Du darfst. Was nicht heißen soll, daß ich Deinem ersten Posting diese Absicht unterstelle. Sondern daß es einfach zu kurz greift zu schreiben: Freunde erzählten von einem extremen Fall eines Angriffes von Jugendlichen auf einen Behinderten. Zunächst gibt es keine Entschuldigung, die Erklärungen ja immer zugleich liefern, für den Angriff auf einen Wehrlosen. Das gehört in die simpelste Erziehung wie Hosehochziehen und "Bitte-Danke". Doch wie sollen die Jugendlichen lernen, mit Behinderten zu leben, wenn man die Begegnung verhindert und zugleich deutlich klarmacht, was die Gesellschaft von ihnen erwartet? Es geht übrigens gar nicht um simple Erziehung in der Art von Bitte-Danke-Kinderdressur, sondern um eine Haltung, und das ist Respekt vor anderen Menschen. Und der entsteht, wenn Kinder selbst respektvoll behandelt werden und ihnen gleichzeitig gewisse Grenzen gesetzt werden. am 22.05.2002, 11:38, entgegnete seewolf
Danke schön es ist bestimmt, weil ich zu kurz greife, daß ich mich ein ganz klein wenig ungerecht behandelt fühle, aber das ist Internetz, da lernt man was dazu. am 23.05.2002, 11:50, entgegnete mutant
@seewolf auch vom befindlichkeitsvirus gepackt? @irene: respekt und grenzen, was bitte ist das, als simple erziehung? wobei das simpel natuerlich falsch ist, kindererziehung ist nicht simpel, zumal man ja auch alle 2 jahre sich was neues einfallen lassen muss, weil die blagen in irgendeine neue schreckliche phase eintreten. wir zb haben grad die "alles ist scheisse ausser kleine niedliche tiere"-phase. furchtbar. aber immerhin kein pferdemaedchen. am 23.05.2002, 11:57, entgegnete seewolf
Fr. Mutant Sie sind im Recht und es liegt am Luftdruck. Wir preisen uns auch glücklich, daß das große Kind "Pferdemädchen" harsch wegtreten läßt. Simpel ist bei Kindererziehung sowieso nix, außerdem findet sie zu 90% unbewußt statt. am 23.05.2002, 12:23, entgegnete Irene
@Mutant Mißverständlicher Satzbau da oben: "Simpel" bezog sich nur auf die Kinderdressur, nicht auf die Haltung. am 23.05.2002, 19:07, entgegnete mutant
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ich denk noch öfter an euch, wenn ich in der Gegend bin. sollten uns mal wieder treffen.
ich denk noch öfter an euch, wenn ich in der Gegend bin. sollten uns mal wieder treffen. by ute (21.02.2022, 12:15) Gute Besserung, Gutes 2020 und Happy Klassenkampf (ich verfolge das Thema nicht und außerdem war es bestimmt dunkel)!
Gute Besserung, Gutes 2020 und Happy Klassenkampf (ich verfolge das Thema nicht und außerdem war es bestimmt dunkel)! by klagefall (03.01.2020, 19:30) Man will ja ständig Gartenbaufirmen zu Herrn Seewolf schicken, wenn das in der Folge jedes mal einen Blogpost bedeutet.
Man will ja ständig Gartenbaufirmen zu Herrn Seewolf schicken, wenn das in der Folge jedes mal einen Blogpost bedeutet. by libralop (20.08.2018, 14:02) Fraglich, ob das vor 7 Uhr schon erlaubt ist.
Fraglich, ob das vor 7 Uhr schon erlaubt ist. by bubo (01.08.2018, 12:05) Der Herr Seewolf ist zumindest auf Twitter noch regelmäßig aktiv: twitter.com
Der Herr Seewolf ist zumindest auf Twitter noch regelmäßig aktiv: twitter.com by libralop (02.05.2018, 10:18) herr seewolf, leben sie noch? meine email ist dieselbe, ihre koennte evtl wg mailclienttausch verloren sein
herr seewolf, leben sie noch? meine email ist dieselbe, ihre koennte evtl wg mailclienttausch verloren sein by mutant (19.04.2018, 23:57) Heute am wannsee, gegenüber der pfaueninsel gelegen, tochter aus dem augenwinkel im blick gehabt, die sich einfach mit berliner mädels...
Heute am wannsee, gegenüber der pfaueninsel gelegen, tochter aus dem augenwinkel im blick gehabt, die sich einfach mit berliner mädels angefreundet hatte und um die wette schwamm. Gleichzeitig die Szene bei der Musterung gelesen, laut gelacht, paar nackt badende guckten irritiert. Ganz wunderbare Geschichte. Ich muss jerzt langsamer lesen, damit sie... by mariong (22.08.2015, 00:27) Obacht
da kann es ja passieren, dass Sie dem Autor über den Weg laufen! by seewolf (15.08.2015, 20:04) Seit heute liegt das buch bei mir auf dem tisch, und ich bin schon ganz verliebt in die aufmachung, das...
Seit heute liegt das buch bei mir auf dem tisch, und ich bin schon ganz verliebt in die aufmachung, das papier, und manchmal streiche ich über den umschlag und schlage wahllos eine seite auf und spicke. Ansonsten ist das wie warten auf das christkind: Das wird meine Urlaubslektüre schon bald... by mariong (11.08.2015, 23:05) Ich verstehe nicht,
ob das Wikipedia-Zitat meiner These widersprechen soll, dass Intelligenz AUCH vererbt wird. Ich zitiere mal aus der Brockhaus Enzyklopädie. Auf kulturelle und soziale Faktoren wurde auch zurückgeführt, dass in Intelligenztests Asiaten besser als Europäer und diese besser als Afrikaner abschneiden. W.A. Jensen und H.J. Eysenek fanden, dass in den USA diese... by phaeake (21.11.2013, 04:57)
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