(zweiter Versuch, wegen zu langem Rumdichten schon wieder ausgeloggt gewesen und Strg-C vergessen gehabt) Diesmal treibt es uns zum Kroch-Hochhaus am Augustusplatz, früher einer der größten freien Plätze in einer europäischen Großstadt, man brauchte ihn für die Buden der Messehändler. Nun mittlerweile mit allerlei Krempel vollgestellt, weil Architekten per se sowas an freier Fläche nicht aushalten. Das Kroch-Hochhaus hat nicht besonders viele Etagen, war aber zur Zeit seiner Entstehung 1927/28 doch so hoch, daß der Bauherr, der Bankier Hans Kroch, nach sieben Etagen zunächst einen Holzaufbau errichten liess, um die Stadtverordneten von der Ansehnlichkeit zu überzeugen. Ein netter Zug, wenn man manche Architektur heutzutage sieht. Das Geschäftsmodell war auch recht interessant, der Baugrund gehörte der Universität, für die Errichtung des Hauses sollte Kroch die Nutzungs- und Verwertungsrechte für 30 Jahre erhalten, danach sollte das Haus an die Uni übergehen. Da Kroch Jude war, konnte er diese Rechte jedoch nicht lange wahrnehmen. Er mußte Deutschland wie 7000 Leipziger Juden verlassen, seine Frau jedoch kam im KZ Ravensbrück um. Er starb 1970 in Jerusalem. Mindestens 14000 Leipziger Juden wurden bis 1945 umgebracht. Sein Name ist auch mit einer der zur damaligen Zeit modernsten Wohnsiedlungen in Leipzig verbunden, der Kroch-Siedlung. Die Universität erhielt das Haus nach der Wende übrigens nicht, es wurde vom Land Sachsen beansprucht. Auf dem Kroch-Hochhaus stehen zwei Glockenmänner, die alle viertel Stunde die Glocke mit ihren Hämmern bearbeiten. (Eigentlich etwas unfair, einer muß alle viertel Stunde ran, der andere jedoch nur zur vollen Stunde).