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Teeblätter-Wahrsagerei ma gucken, diejenigen, die glauben, das mit den Demos gibt sich von selbst, werden sich wundern, ein bissl hat man ja nun Erfahrung machen können mit Ignoranz und darausfolgender Eskalation. Was daraus wird, ist eine andere Frage, kennt man ja auch schon. am 11.08.2004, 12:00, sagte phaeake
Ignoranz und darausfolgender Eskalation? Das könnte man jetzt so verstehen, dass wenn das SED-Regime die Montagsdemos nicht so sträflich ignoriert hätte, es noch heute an der Macht sein könnte, weil die Eskalation in Form seiner Absetzung ausgeblieben wäre. am 11.08.2004, 12:31, entgegnete seewolf
ach Hr. Phaeake, das werden Sie doch verstehen, das Prinzip von Aktion und Reaktion, über kurz oder lang wär sicher was passiert, aber wie man an Rumänien gesehen hat, waren schrecklichere, also andere Szenarien nicht nur vorstellbar, sondern auch real möglich. Außerdem ging es mir um die Ignoranz gegenüber den Ursachen der Demos, die Demos wurden ja nicht ignoriert (erinnern Sie sich vielleicht an die Fernsehbilder?). Und haben Sie nicht auch ein wenig den Eindruck, daß man an Hartz nicht rütteln lassen möchte? am 11.08.2004, 13:39, entgegnete phaeake
Ich wusste eben nicht genau, was Sie meinten. Darf ich Sie jetzt so verstehen, dass Sie - wenn Bundesregierung und Bundestag und Bundesrat nichts von Hartz IV zurücknehmen - mit einer blutigen Revolution rechnen? Ja, ich habe den Eindruck, dass die Staatsorgane im wesentlichen nicht an Hartz IV rütteln lassen möchten. Es hat in Deutschland schon wesentlich größere Demonstrationen gegeben, die erfolglos geblieben sind. Entscheidender als die Demos sind die nächsten Wahlen. am 11.08.2004, 13:56, entgegnete seewolf
Sind Sie der Hr. Eulenspiegel, Hr. Phaeake? Normalerweise sagt man ja, daß Menschen vielleicht ein historisches Großereignis erleben, wenn überhaupt. Diese Regel ist wohl im 20. Jhd. aufgehoben worden. Man soll also nie nie sagen. Aber sicherlich war die DDR-Staatsmacht maroder als es selbst die größten Feinde für möglich gehalten haben. IMHO die Abwesenheit von ökonomischen Regulativen im System war der entscheidende Unterschied zur BRD, wo es daran nicht mangelt. Es würde jetzt zu weit führen, aber fragen wir mal so, was meinen Sie, ob die Verhältnisse in der BRD 40 Jahre im wesentlichen so bleiben, wie sie 1990 waren? am 11.08.2004, 14:16, entgegnete phaeake
Irgenwie kommen wir heute nicht so recht auf eine Diskussionslinie. Ich würde immer als den mit großen Abstand entscheidendsten Unterschied zwischen Bundesrepublik und DDR die nur bei ersterer vorhandene Demokratie nennen. Weil es die gibt, ist es durchaus legitim, dass die Regierenden Hartz IV auch gegen den Protest (von einem Prozent) der Arbeitslosen durchziehen. Ich halte es für relativ wahrscheinlich, dass die Rahmenbedingungen der Bundesrepublik im Jahre 2044 in etwa den heutigen entsprechen. Ich vermute, dass sich die Wohlstandsunterschiede in Europa bis dahin weiter eingeebnet haben. am 11.08.2004, 14:22, entgegnete pappnase
aber die rahmenbedingungen werden doch jetzt schon drastisch geändert. 1990 hatten wir noch eine andere sozialgesetzgebung, die gesundheitsreform war nichtmal angedacht und die kapitalflucht hielt sich in grenzen... ich denke in 40 jahren wird sich hier einiges eingeebnet haben, vielleicht auch die wohlstandsunterschiede, die frage ist nur, auf welchem niveau? am 11.08.2004, 14:22, entgegnete seewolf
na ja mit Ostdeutschland ist die BRD erstmal durchschnittlich weniger produktiv, weniger reich und einiges mehr geworden. Außerdem sehe ich die BRD auf dem Weg von der Großmacht zur Mittelmacht. Die Wohlstandsunterschiede kann man auch nach unten angleichen. Demokratie und Rechtstaatlichkeit sind sehr fragile Geschöpfe, sie leben auch nur, wenn die Masse sie in den Köpfen realisiert, wenn das beschädigt wird, geht es sehr schnell abwärts. 40 Jahre sind da ein Klacks an Tradition. am 11.08.2004, 14:31, entgegnete phaeake
@ pappnase Schon 1990 wuchsen die Gesundheitskosten schneller als die Löhne, es stiegen also die Beitragssätze, wogegen die Politik etwas unternahmen, das war damals halt nicht die Praxisgebühr sondern Erhöhung irgenwelcher Zuzahlungen, Einschränkung irgendwelcher Kuren usw. Absolut ist der Wohlstand seit 1990 ja deutlich gewachsen, gerade im Osten, nur steht man eben im europäischen Vergleich nicht mehr so gut da. am 11.08.2004, 14:37, entgegnete phaeake
@ seewolf Demokratie und Rechtstaatlichkeit sind sehr fragile Geschöpfe, sie leben auch nur, wenn die Masse sie in den Köpfen realisiert, wenn das beschädigt wird, geht es sehr schnell abwärts. Stimme vollumfänglich zu. Aber 55 Jahre Frieden, Wohlstand und - im Westen - stabile rechtsstaatliche Demokratie - können sich schon sehen lassen, wann gabs das denn zuletzt in Deutschland? am 11.08.2004, 14:44, entgegnete seewolf
hier und da schon mal dazu was gesagt: Michael Kater hat in seiner Analyse der NSDAP-Mitgliedschaft gezeigt, daß die Schichten, die sich von Arbeitslosigkeit bedroht fühlten, überrepräsentiert waren, nicht die tatsächlich betroffenen. Das heißt, nicht der reale Zustand ist entscheidend für politische Bewegungen, sondern "das Gefühl" einer Menge von Menschen. am 11.08.2004, 14:45, entgegnete pappnase
... und ganze landstriche, die extrem links oder noch schlimmer ultrarechts wählen... 2044 wird es in unserem land anders aussehen, davon bin ich überzeugt. am 11.08.2004, 17:14, entgegnete phaeake
@ seewolf Das heißt, nicht der reale Zustand ist entscheidend für politische Bewegungen, sondern "das Gefühl" einer Menge von Menschen. Der Schluss, die Wahlerfolge der NSDAP 1930 ff. seien auf gefühlsgeleitete, mit dem realen Zustand wenig zusammenhängende Entscheidungen zurückzuführen, ist im Ergebnis sicher richtig, hundertprozentig zwingend folgt er aber nicht aus der Beobachtung, dass gerade die von Arbeitslosigkeit bedrohten Schichten überrepräsentiert waren. Weiß nicht so recht, was das ganze mit Hartz IV zu tun hat. am 11.08.2004, 17:18, entgegnete phaeake
@ pappnase 2044 wird es in unserem land anders aussehen, davon bin ich überzeugt. Sicher. Glauben Sie, die Unterschiede werden wesentlich größer sein als zwischen 1964 und 2004? Ich nicht. am 11.08.2004, 17:21, entgegnete seewolf
Hallo?! "die sich von Arbeitslosigkeit bedroht fühlten" hab ich geschrieben, die tatsächlich stärker betroffenen waren unterrepräsentiert. Für heute heißt das, auch wenn die BRD vielleicht immer noch stinkendreich sein kann, das Bedrohungsgefühl bzw. Betroffenheitsgefühl kann ein ganz anderes sein. HartzIV kann zu einem Auslöser werden, auch wenn die eigentlich Betroffenen gar nicht zur Demo gehn, warten Sie mal die Zahlen vom nächsten Montag ab. am 11.08.2004, 17:41, entgegnete phaeake
Ja, warten wir ab. Und nur mal angenommen, Harz IV führt dazu, dass tatsächlich weniger Leute arbeitslos sind (weil der wirtschaftliche Druck steigt). Mindert das das Bedrohtheitsgefühl der Arbeitenden Bevölkerung, weil weniger arbeitslos sind, oder steigert es dieses, weil die Arbeitlosen weniger Geld bekommen? (Wenn Sie jetzt sagen "Blöde Frage, woher soll ich das wissen?", widerspreche ich nicht.") am 11.08.2004, 18:29, entgegnete pappnase
@phaeake ich schon, die zeit explodiert. die letzten vierzig jahre sind etwa so schnell vergangen, wie es die nächsten zehn werden. am 11.08.2004, 18:36, entgegnete Irene
Zu oben: Gibt ja auch andere Beispiele. In Wien sitzen die meisten FPÖ-Wähler gerade da, wo es am wenigsten Ausländer gibt: In den Gemeindewohnungen. Die haben in den 90ern verstärkt FPÖ gewählt (damit die Wohnungen nicht für Ausländer geöffnet werden). Oder: Frauen sind stärker von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen, aber Männer sind häufiger rechtsradikal. Nicht die realen Umstände sind entscheidend, sondern das Bild im Kopf. am 11.08.2004, 18:56, entgegnete seewolf
@ mal angenommen also die Arbeitslosigkeit kann nur sinken, wenn Leute Arbeit bekommen. Wenn aber keine Arbeitsstellen da sind (siehe offene Stellen lt. Statistik), wird vor allem erst mal Geld gespart (ALG 2). Oder man zwingt Leute, die dann gar kein Geld mehr bekommen, eine Ich-AG aufzumachen (wird neuerdings empfohlen von Beratungsstellen). Dann allerdings sinkt die Arbeitslosigkeit zumindest statistisch. Kostet aber weiter. am 11.08.2004, 19:34, entgegnete phaeake
@ Irene Gerade in Ihrem Beispiel mit den FPÖ-Wählern in Gemeindewohnungen ist doch das Wahlverhalten unter der Voraussetzung, dass man lieber mit Österreichern unter einem Dach lebt als mit Ausländern, durchaus realitätsbezogen und nicht nur gefühlsgesteuert. Dass sich diese Präferenz selber vermutlich nicht ohne Irrationalismen erklären lässt, sei zugestanden. Aber die besitzt ja derjenige, der schon mit Ausländern zusammen wohnt und diesen Zustand beenden möchte, genauso wie der, der mit Inländern zusammenwohnt und diesen Zustand beibehalten möchte. am 11.08.2004, 19:37, entgegnete Irene
Aber die Ängste sind gefühlsgesteuert. Wenn im Gemeindebau 20 % Ausländer wohnen würden, hätte die FPÖ ja eine wichtige "Gefahr" weniger, die sie für die Wähler abwehren könnte. Die Leute fürchten das, was sie nicht kennen (den bösen türkischen Nachbarn), das ist gefühlsgesteuert. Denn dort, wo die Ausländer präsent sind, wählen ähnliche Schichten eher SPÖ. am 11.08.2004, 19:40, entgegnete phaeake
@ pappnase, die zeit explodiert Ich glaube, die Regel, dass die Zeit immer schnelllebiger wird, gilt mittlerweile nicht mehr. Zwischen 1910 und 1950 passierten in der Politik mehr große Umwälzungen als zwischen 1950 und 2004. Zwischen 1880 und 1930 passierten in der Literatur und bildender Kunst (ausgenommen vielleicht den Film) mehr große Umwälzungen als zwischen 1930 und 2004. am 11.08.2004, 19:52, entgegnete phaeake
Sie mögen Recht haben, Frau Irene, aber zwingend ist das nur, wenn man unterstellt, dass Angehörige einer Schicht eigentlich dieselbe Partei wählen müssten, es sei denn es bestehten innerhalb der Schicht informationsunterschiede. Vielleicht haben ja die am 11.08.2004, 21:01, entgegnete pappnase
@phaeake: die Regel, dass die Zeit werde immer schnelllebiger wird, gilt mittlerweile nicht mehr abgesehen von herrn kohls glück, dass die deutsche wiedervereinigung in seine amtszeit fiel, gab es im deutschland nach 1949 noch nie soviele reformansätze wie heute. niemals wurde derart viel angepackt und auf den weg gebracht. viele unterschätzen auch hier die geheime grtosse koaliation. die nächsten zehn jahre werden entscheidende änderungen bringen, unabhängig von den nächsten wahlen, wir sprechen dann 2014 weiter davon (vielleicht ja auch hier...) am 12.08.2004, 10:01, entgegnete phaeake
@ pappnase: noch nie so viele reformansätze wie heute? Sehe ich anders. Die Siebziger waren auch sehr reformintensiv, aber auch die späten Sechziger unter der (offenen) großen Koalition. Auch die Leistungen der Fünfziger, das Recht zu entnazifizieren und z.B. ein auf Gleichberechtigung (wenn auch noch nicht konsequent) aufbauendes Familienrecht zu installieren, sollte man nicht unterschätzen. |
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ich denk noch öfter an euch, wenn ich in der Gegend bin. sollten uns mal wieder treffen. by ute (21.02.2022, 12:15) Gute Besserung, Gutes 2020 und Happy Klassenkampf (ich verfolge das Thema nicht und außerdem war es bestimmt dunkel)!
Gute Besserung, Gutes 2020 und Happy Klassenkampf (ich verfolge das Thema nicht und außerdem war es bestimmt dunkel)! by klagefall (03.01.2020, 19:30) Man will ja ständig Gartenbaufirmen zu Herrn Seewolf schicken, wenn das in der Folge jedes mal einen Blogpost bedeutet.
Man will ja ständig Gartenbaufirmen zu Herrn Seewolf schicken, wenn das in der Folge jedes mal einen Blogpost bedeutet. by libralop (20.08.2018, 14:02) Fraglich, ob das vor 7 Uhr schon erlaubt ist.
Fraglich, ob das vor 7 Uhr schon erlaubt ist. by bubo (01.08.2018, 12:05) Der Herr Seewolf ist zumindest auf Twitter noch regelmäßig aktiv: twitter.com
Der Herr Seewolf ist zumindest auf Twitter noch regelmäßig aktiv: twitter.com by libralop (02.05.2018, 10:18) herr seewolf, leben sie noch? meine email ist dieselbe, ihre koennte evtl wg mailclienttausch verloren sein
herr seewolf, leben sie noch? meine email ist dieselbe, ihre koennte evtl wg mailclienttausch verloren sein by mutant (19.04.2018, 23:57) Heute am wannsee, gegenüber der pfaueninsel gelegen, tochter aus dem augenwinkel im blick gehabt, die sich einfach mit berliner mädels...
Heute am wannsee, gegenüber der pfaueninsel gelegen, tochter aus dem augenwinkel im blick gehabt, die sich einfach mit berliner mädels angefreundet hatte und um die wette schwamm. Gleichzeitig die Szene bei der Musterung gelesen, laut gelacht, paar nackt badende guckten irritiert. Ganz wunderbare Geschichte. Ich muss jerzt langsamer lesen, damit sie... by mariong (22.08.2015, 00:27) Obacht
da kann es ja passieren, dass Sie dem Autor über den Weg laufen! by seewolf (15.08.2015, 20:04) Seit heute liegt das buch bei mir auf dem tisch, und ich bin schon ganz verliebt in die aufmachung, das...
Seit heute liegt das buch bei mir auf dem tisch, und ich bin schon ganz verliebt in die aufmachung, das papier, und manchmal streiche ich über den umschlag und schlage wahllos eine seite auf und spicke. Ansonsten ist das wie warten auf das christkind: Das wird meine Urlaubslektüre schon bald... by mariong (11.08.2015, 23:05) Ich verstehe nicht,
ob das Wikipedia-Zitat meiner These widersprechen soll, dass Intelligenz AUCH vererbt wird. Ich zitiere mal aus der Brockhaus Enzyklopädie. Auf kulturelle und soziale Faktoren wurde auch zurückgeführt, dass in Intelligenztests Asiaten besser als Europäer und diese besser als Afrikaner abschneiden. W.A. Jensen und H.J. Eysenek fanden, dass in den USA diese... by phaeake (21.11.2013, 04:57) ![]()
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