Der Nikolaikirchhof wird seit Oktober 1999 durch eine interessante Art von Denkmal dominiert, eine Nachbildung der Dautheschen Nikolai-Säulen aus dem Inneren der Nikolaikirche Der Nikolaikirchhof war in den 80er Jahren größtenteils eine (ziemlich inaktive) Baustelle der alten Nikolaischule, der ältesten Stadtschule Leipzigs. Mit dem Aufkommen der Montagsdemo wurde diese Baustelle "natürlich" vergrößert, um den Platz als Sammelstelle für die Demonstanten möglichst einzuschränken. Die Säule wird im übrigen nicht durch ein Schild erläutert, um das Denken des Besuchers nicht in bestimmte Bahnen zu lenken. Die Montags-Friedensgebete werden seit 1982 durchgeführt, auch heute noch, "natürlich" von den Medien weitgehend unbeachtet, da sie sich mit solchen fernliegenden Themen wie Deutschlands Kriegsbeteiligung, Arbeitslosigkeit und Mauern zwischen den Köpfen beschäftigen. Das Schild Nikolaikirche - Für alle geöffnet" steht nach wie vor da.

Die Paulinerkirche, Universitätskirche der Leipziger Universität, wurde 1968 gesprengt, gegen den Willen der Mehrheit der Leipziger. Ich als damals kleiner Junge erinnere mich eigentlich nur daran, daß meine Eltern erregt dieses Thema diskutierten, auf mein Nachfragen kam die "offizielle Sprachregelung", die Kirche sei zu beschädigt gewesen, um sie wieder restaurieren zu können. Irgendwie klang das damals schon etwas faul in meinen Ohren, aber man wußte, wann die Zeit für Fragen zu Ende war. Der Platz, damals Karl-Marx-Platz, vorher und nachher Augustusplatz, ist seitdem ein Tummelplatz von Architekten, die es nicht ertragen, freie Flächen zu sehen. Man kann alle Baustile des 20. Jhd. zeigen, auch den Keksrollen-Stil der Investorengruppenarchitektur der 90er. Zur Zeit jedenfalls erinnert eine Stahlkonstruktion an den Gibel der Paulinerkirche. Die Installation steht vor dem Hauptgebäude der Uni, verziert durch ein Relief des "Sozialistischen Realismus", in L auch "die Briefmarke" genannt. Über den Wiederaufbau der Paulinerkirche im Zuge der Gestaltung eines neuen Campus für die Uni mitten in der Stadt ist bis jetzt noch nicht endgültig entschieden, die Weichen stehen jedoch nicht auf "Go"

Hr. Cursor, ehe Sie fragen nach Sinn und Zweck, nur so. Immerhin: es steht drauf "Willkommen in Leipzig"