Da drehen also die lieben Genetiker mal wieder am Rad, toll, 115 Jahre könnten wir alt werden und das Szenario ist klar, an den Genen müssen wir schon ein wenig rumspielen. Die Hamburger Lehrerin ist zutiefst verschreckt. Nachdem Ärzte ihr Erbgut überprüft hatten, prophezeiten sie ihr eine Lebenserwartung von 69 Jahren. Wenn sie älter werden wolle, müsse sie sich einer genetischen Operation unterziehen: Der Eingriff bessert Schäden in ihrem Erbgut aus. Ihre Zellen werden dadurch wieder jung und frisch. Auf diesem Weg drehen Mediziner die biologische Uhr um 20 bis 30 Jahre zurück. Mal davon abgesehen, daß die Lehrerin bei den heutigen Zuständen wahrscheinlich eher abdreht und dann wahrscheinlich ganz andere Sorgen hat, es ist schon ein wenig makaber, daß Journalisten das Wort "Lebensqualität" in diesem Zusammenhang nur biologisch sehen, selbst dies aber von den Wissenschaftlern problematisch gesehen wird ("500 Jahre"). Diskutiert wird es nicht. Lange gesund alt werden. Klar, Kinder sind ja keine mehr da, da muß man ja nicht Platz machen. Der Evolution ins Handwerk pfuschen: machen wir doch schon lange! (Die hat bestimmt den längeren Atem) Das neue Jahrtausend beginnt lustig zu werden, statt "Atomkraft nein danke!" werden wir uns damit rumschlagen, die genetische Rumschrauberei in Griff zu kriegen. Stanislaw Lem hat das alles in den 60ern schon beschrieben, als er in einem seiner Bücher das Szenario "Moden bei der genetischen Ausstattung der Kinder durch die planenden Eltern" vorweg nahm. Angst davor? Nur, weil der Mensch mittelbare Folgen nicht abschätzen kann.