Provinzposse denkt man, weiter im Text. Aber diese Art kennt man gut, regierende Sensibelchen mögen keine Späße. So haben zu DDR-Zeiten Subalterne wegen harmlosen Scherzchen, die zudem noch tief in Sklavensprache versteckt waren, Kabarettprogramme verboten, weil sie als Angiffe auf lokale Großkopfeten verstanden werden könnten. Und jetzt toben wieder gut erzogene, superangepaßte Ost-Minister im vorauseilendem Gehorsam durch die Landschaft und zeigen uns, was man zu denken hat. Wenn wir mal wieder über das Beamtentum schimpfen, nicht zuletzt deshalb hat Bismarck diese Konstruktion gegen den zukünftigen Wilhelm II stark gemacht, der Beamte sollte nur den Gesetzen und nicht der Politik untertan sein. Zum Glück sind verbeamtete Jura-Professoren nicht so leicht von der neu-sächsischen Auffassung von Meinungsfreiheit und Freiheit der Lehre zu beeindrucken.

Kabarett: Jedesmal frag ich mich nach der Wahl, warum muß das kleinere Übel trotzdem so groß sein?

Eigentlich nicht lustig: Wissen wir es eigentlich immer besser? Warum gehen dann eigentlich noch so viele Leute hin? Weil wir deutsch sind? Pessimistisch, aber hart gegen uns selbst, keinen Zentimeter der eigenen Skepsis zugestehen, humorlos, bei allem was unsere Ernsthaftigkeit anzweifelt, "politisch korrekt" könnte von uns erfunden worden sein, aber alles nur Fassade.

[Tagesschau] Edmund Stoiber, Kanzlerkandidat der Union: "Ich entschuldige mich nicht, dass ich mit meiner Frau 34 Jahre verheiratet bin und die drei Kinder von einer Frau sind."

Also, da bin ich ganz skeptisch, wenn einer so etwas überhaupt erwähnt. Für Ihn ist es was Besonderes, er ist stolz, so lange durchgehalten zu haben. Mal gucken. Und seine Gedanken, die ihm nun ein ehemaliger "Bild"-Redakteur in kurze Sätze bringen will, kann er sich gleich in die Haare schmieren, das ist ja gerade das schlimme, daß eigentlich alle wissen, was er denkt, und deswegen kann er den Weichgespülten mimen. Andererseits hat sich die letzte CDU-Regierung ja weniger getraut als die jetzige, vielleicht sollten die Medien mal ihren Einfluß überprüfen, was sie meinen und was sie erreichen.