Während das ZDF Wolkenbrüche über München als Spitzenmeldung bringt, ist Leipzigs Innenstadt voll mit flanierenden und konsumierenden Sommerfrischlern. Auf dem Markt finden die Classic Open statt, auf der Videoleinwand wird Johann Strauß ausgewalzt. Vor dem Kaffeebaum verbrennt sich ein Jongleur an seinen Fackeln ein wenig die Hände, jedenfalls riecht es so, dazu ein wenig spanische Gitarrenmusik. Manchmal ist das Wetter eben doch gerecht.

Eben schlug hier eine Mail auf: Absender (wirklich wahr) webanonym@web.de

Guten Tag!

Mfg

Fehler sind original.

Wenn ich die junge Dame nicht mit dem Fahrrad in den Kindergarten bringe, nutze ich Bus und Bahn. Nun sind ja die Sommerferien vorbeit, die Berufsschüler also auch wieder unterwegs. Und jeden Morgen könnt ich ausflippen, wenn ich in die volle Bahn reinkomme. Nicht nur, daß die Herrschaften einen blöde angucken, statt die Türe freizumachen, nein, auch einen Sitzplatz ist ein Ding der Unmöglichkeit. Man muß sich vorstellen, da kommt so ein kleines blondes Mädchen mit Kopftuch wie Rotkäppchen rein, hält sich wacker an allen möglichen Griffen fest, und kein einziger Trottel, keine Arschsack-Tussi kommt auf die Idee, den Designer-Drogen-Disco-Koma-Zustand zu beenden und mal einen Platz freizumachen. Bodybuilder-Körper in neuester Style-Verkleidung liegen auf den Sitzen, der Rucksack darf sich auf dem Platz daneben von den Strapazen des Brotbüchsentransports erholen, der Blick geht durch alles hindurch, am Augenhintergrund erkennt man die Angst der übriggebliebenen Synapse, auch noch getötet zu werden. Auch eine garstige Bemerkung zum Kind "Laß mal, die jungen Männer müssen sich von der schweren Arbeit erholen!", motiviert nicht, weil Sarkasmus einen IQ voraussetzt, der noch getestet werden kann. Rucksäcke werden natürlich gnadenlos zum Aufstehen aufgefordert, die verstehn das schon noch. Wenn dann alle aussteigen, muß man übrigens aufpassen, daß das Kind nicht über den Haufen gerannt wird, weil Tussi und Body sich erst mal ein Zigarettchen anstecken müssen. Das sind dann sicherlich auch die, denen man sowas erzählen kann.